Döner, Gammelfleisch und Marktdurchdrängung.

Nach neuesten Berichten der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) wirkt sich der harte Konkurrenzkampf der Dönerbuden negativ auf die Dönerqualität aus.

So teilte jetzt die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft mit, dass bereits mehr als 50% von den Untersuchungsämtern in Augenschein genommenen Dönern beanstandet wurden. Neben billigem Geflügelfleisch mit viel Haut, sehr hohem Hackfleischanteil wird inzwischen auch mit pflanzlichen Streckungsmitteln oder schlichtweg Wasser der an sich hochwertige Drehspieß gestreckt. Es wurde allerdings auch schon Fälle bekannt, bei denen der Dönerspieß mit billigerem Schweinefleisch - für Moslems ein religiöses Unding - verbilligt wurde.

Bei - laut DLG rund 12.000 Döner-Läden und rund 400 Herstellern der Döner-Spieße ist der Verdrängungswettbewerb inzwischen derart hoch, dass sich der Kampf nur noch mit Dumping-Preisen gewinnen läßt. Und hier läßt sich der Preis durch billigere Waren am ehesten noch senken.

Der Döner in seiner hier gebräuchlichen Form (mit Salat im Fladenbrot) entstand übrigens laut Wikipedia etwa 1970 im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Er darf laut "Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Dönerkebap" vom 01.07.1989 nur aus fest vorgegebenen Zutaten hergestellt werden:

1. Bei der Herstellung von Dönerkebap wird nur Fleisch vom Kalb, Rind oder Schaf verwendet; Mischungen von Fleisch der drei vorgenannten Arten untereinander sind zulässig.
2. Das Fleisch der Nr. l hat den Anforderungen des Paragraph 6 Abs. l Hackfleisch-Verordnung (grob entsehnt, grob entfettet und max. 20 Prozent Fett) zu entsprechen. Für den Hackfleischanteil sind nur die beim Zuschnitt der Scheiben des Fleisches nach Nr. l anfallenden Abschnitte zu verwenden.
3. Das Hackfleisch ist nur zu wolfen und zu mengen; es wird nicht gekuttert. Brühwurstbrät wird nicht verwendet.
4. Der Anteil von Hackfleisch beträgt höchstes 60 Prozent.
5. Als weitere Zutaten werden verwendet: Salz, Gewürze, Eier, Zwiebel, Öl, Milch, Joghurt. Nicht verwendet werden dürfen: a) Kutterhilfsmittel (Phosphate, Citrate etc.), b) Stärke oder stärkehaltige Bindemittel
6. Aus technologischen Gründen darf höchstens fünf Prozent Eis oder Milch verwendet werden.

Die Verwendung von billigem Schweinefleisch ist vor allem für Moslems ein schweres religiöses Vergehen und dürfte eigentlich weder in einen Dönerspieß eingearbeitet werden noch dieser Spieß als "Döner Kebab" bezeichnet werden.

Bei einem zu hohen Hackfleischanteil ergeben sich hingegen hygienische Probleme; der Döner würde unter die Hackfleischverordnung fallen. Beim Grillen entstehen außen Temperaturen von ca. 150 Grad Celsius, die Keime sauber abtöten. Im Inneren des Drehspießes kann sich das Fleisch aber nur auf ca. 30-40 Grad Celsius aufwärmen - ein idealer Nährboden für Microorganismen. Laut DLG sollte man also darauf achten, gut durchgebratenes (d.h. nicht mehr rosanes) Fleisch zu bekommen.

Meine Meinung:
Sind wir mal ehrlich: in manchen Gegenden gibt es schon mehr Dönerbuden als Bäcker oder Gaststätten insgesamt. Mich wundert immer wieder, wie sich so viele Läden halten können. Naja, jetzt eigentlich nicht mehr.

Mir ist der Appetit wieder einmal kräftig vergangen. Das wechselt zwar nach Saison (BSE, Schweinepest, Hühnerfleischskanal) immer wieder mal durch, bis es wieder in Vergessenheit geraten ist. Aber derzeit trifft es eben den Döner. Unsere "Geiz ist Geil" Mentalität beschert uns schon wieder ein Eigentor.

Für mich heißt das im Moment, ich werde seltener Döner essen, mir den Laden vorher genauer ansehen - vor allem, ob der Spieß durch ist - und lieber ein paar Cent mehr dafür ausgeben. Der DLG bietet - ach, wie praktisch - ein Gütesiegel an. Gesehen habe ich das allerdings noch nirgends.